Der Münsterlandmörder

 

Vier junge Frauen wurden von November 1971 bis Oktober 1974 ermordet. Edeltraud van Boxel (23) aus Münster verschwindet im November 1971 vom Straßenstrich. Sie wird wenige Stunden später nahe der B 499 bei Steinfurt erwürgt aufgefunden. Im Mai 1972 kehrt die Büglerin Barbara Storm (20) aus Schüttorf nach einem Discobesuch nicht mehr zurück. Zwei Tage später wird ihre Leiche zwischen Schöppingen und Gronau gefunden. Die 17-jährige Nordhornerin Marlies Hemmers wird zuletzt im August 1973 als Tramperin an der B 403 in Bad Bentheim gesehen. Im Dezember wird ihre Leiche im Merfelder Bruch, 25 Kilometer vom Fundort Barbara Storms, entdeckt. Im Oktober will die 22-jährige Erika Kunze von Münster aus nach Nordhorn trampen. Nachhause. Sie wird eine Woche später tot im Samerrott gefunden.

Vierzig Jahre später hoffte die Polizei immer noch, diese Mordfälle aufklären zu können. Bis heute. So meldeten sich so viele Jahre später noch Zeugen, die entweder die Frauen in Begleitung eines Mannes sahen oder die Hinweise auf die Tatfahrzeuge geben konnten. Vor vierzig Jahren hatten die Ermittler unter dem Fingernagel eines Opfers DNA gefunden. Aufgrund der Hinweise und erneuter intensiver Aktenstudien werden 2014 Vergleichsproben von Männern untersucht. Den DNA-Abgleich gibt es erst seit den 1990er-Jahren. Damit einen Treffer zu landen, wie im Fall der 2007 in Köln ermordeten Anke Schäfer aus Lingen, wäre für die Ermittler aus Münster und Nordhorn „der Idealfall“ gewesen. Für Kriminalhauptkommissar Eckhard Klemp ist es sehr wahrscheinlich, dass der Serienmörder aus dem Dreieck zwischen Nordhorn, Rheine und Münster stammt. Er muss sich gut ausgekannt haben.

Die jungen Frauen waren vermutlich alle arglos zu ihrem Mörder ins Auto gestiegen und wurden sehr früh nach ihrem Verschwinden getötet. Mehr als neunhundert Spuren wurden allein im „Mordfall Erika Kunze“ verfolgt. „Insgesamt hat es mehrere Tausend Hinweise gegeben“, sagt Kriminalhauptkommissar Eckhard Klemp, der wieder und wieder die Unterlagen der ungelösten Mordfälle durchgeht oder nach Hinweisen von Kollegen aus ganz Deutschland Abgleiche vornimmt. Morde werden zu 95 bis 98 Prozent geklärt, zeigen  die Statistiken. Die Unterlagen zu den „Anhaltermorden im Münsterland“ werden fortgeschrieben. Auch wenn die Polizei bis heute über den Münsterlandmörder fast nichts weiß. Zum Zeitpunkt der ersten Tat soll der Mann zwischen 20 und 25 Jahre alt gewesen sein. Er trug blondes bis dunkelblondes Haar und hatte eine schlanke Statur. Seine Körpergröße wurde von Zeugen auf 1,80 bis 1,90 Metern geschätzt. Der Mord an Erika Kunze ist im Münsterland die letzte Tat, die diesem „Phantom“ zugeschrieben wird.

In Heidelberg aber geschehen zwischen September 1975 und April 1977 erneut vier Morde an jungen Frauen zwischen achtzehn und zwanzig Jahren, die per Anhalter unterwegs waren. Zwei der Frauen werden ebenfalls tot im Wald aufgefunden. Es sei durchaus möglich, dass diese Morde auf denselben Täter wie im Münsterland zurückzuführen seien. Daher wird nach dem Täter noch immer bundesweit gefahndet. Mord verjährt nie.